Stellungnahme der SV zur aktuellen Covid-19-Situation

03. DEZ 2020 Aktuelles

Die GymnoSV hat einen Brief an die Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig verfasst:

 

Sehr geehrte Frau Dr. Hubig,

aufgrund der aktuellen Lage möchten wir uns als Schülervertretung des Gymnasiums Nieder-Olm an Sie wenden und auf die derzeitige Situation aus Sicht der Schülerinnen und Schüler aufmerksam machen. Wir schließen uns den vorausgegangenen Briefen des Schulelternbeirates und des Personalrates unserer Schule an und möchten Ihnen unsere eigene Sicht auf die Dinge darlegen. Auch wir sind der Meinung, dass der Regelbetrieb bei den aktuellen Infektionszahlen nicht mehr zu verantworten ist. Wir als Schülerschaft sind einem sehr hohen Risiko ausgesetzt und fühlen uns selbst nicht mehr wohl und sicher. Wir blicken mit Unverständnis auf die aktuelle Lage an den Schulen und fordern einen Übergang zu Szenario 2.

Daher bitten wir Sie, den Regelbetrieb zu beenden und so schnell wie möglich zu Szenario 2 überzugehen.

  • Da der Unterricht in Vollbesetzung stattfindet, ist es in den Klassenräumen, auf den Fluren und auf dem Pausenhof sehr eng. Dadurch kann der Mindestabstand kaum eingehalten werden und das Risiko einer flächendeckenden Infektionsausbreitung erhöht sich stark.
  • Auch der klassenübergreifende Unterricht von Religion und Fremdsprachen erhöht das Risiko einer Infektionsausbreitung.
  • Der vorgegebene Mindestabstand wird nur in wenigen Fällen eingehalten. Oft stehen Freunde verschiedener Lerngruppen auf dem Schulhof zusammen und unterhalten sich. Hin und wieder stehen auch Schülerinnen und Schüler ohne Maske in größeren Gruppen, ohne die Abstandsregelungen einzuhalten. Dies kann von den Aufsichten allerdings nur schwer kontrolliert und unterbunden werden.
  • Die Maskenpflicht im Unterricht beeinträchtigt diesen stark. Durch das erschwerte Atmen ist es für uns als Schülerinnen und Schüler anstrengender sich zu konzentrieren und auch die Kommunikation wird stark beeinträchtigt. Dies stellt eine zusätzliche Herausforderung für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte dar.
  • Gerade in der kalten Jahreszeit stellt auch das Lüften eine zusätzliche Belastung. Die Schülerinnen und Schüler sitzen jetzt schon mit Decken und Jacken im Klassenraum und dennoch ist es sehr kalt. Die Kälte erhöht zudem das Risiko einer normalen Erkältung, die sich allerdings kaum von den Symptomen einer Covid-19-Erkrankung unterscheiden lässt. Vor allem bei mehrstündigen Kursarbeiten mit Dauerlüften fallen die Temperaturen stark ab. Auch in vielen Räumlichkeiten ist dies, wegen großer Fensterfronten der Fall. Diese Umstände entsprechen allerdings nicht der Arbeitsstättenverordnung zur Raumtemperatur (ASR A3.5).
  • Die Kontaktbeschränkungen im privaten Raum, bei denen sich die Kinder nur noch mit einem festen Freund / einer festen Freundin treffen sollen, sind gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler schwer nachzuvollziehen, wenn sie sich den ganzen Vormittag über mit rund 30 anderen SchülerInnen in einem Klassenraum befinden.
  • Durch die Verringerung der Schülerzahl würde auch die Verkehrssituation entschärft werden. Die derzeitige Lage an den Bushaltestellen ist nicht vertretbar. Viele Schülerinnen und Schüler stehen zwangsweise ohne Mindestabstand an den Haltestellen und auch die Busse sind vollkommen überfüllt. Dabei wird auch eine schulübergreifende Infektion in Kauf genommen. Da viele Eltern ihre Kinder deshalb individuell zur Schule bringen besteht neben der Infektionsgefahr auch ein erhöhtes Unfallrisiko vor der Schule. Naturbedingt steigt bei kalten Temperaturen die Anzahl von Schülerinnen und Schülern, welche mit Bus oder Auto zur Schule gelangen. 
  • Nicht zuletzt geht es aber auch um den Schutz der Familien und Angehörigen, sowie der Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer selbst. Beim aktuellen Infektionsgeschehen ist es nicht mehr vertretbar die Gesundheit aller Beteiligten in diesem Maße zu gefährden.

Der Bildungsauftrag des Staates muss auch in dieser Pandemie oberste Priorität haben und darf auf keinen Fall vernachlässigt werden. Trotzdem kann die aktuelle Situation an den Schulen nicht mehr verantwortet werden. Und lernen geht auch anders: Das hat der erste Lockdown bereits gezeigt. Auch wenn es dort nicht immer ganz rund lief war unser Resultat der Situation entsprechend positiv. Und seitdem hat sich die digitale Infrastruktur an vielen Schulen, zumindest in unserem Kreis, stark verbessert. Daher stehen den Lehrerinnen und Lehrern, sowie den Schülerinnen und Schülern nun vollkommen neue Möglichkeiten offen. Die Hybridlösung ist dabei ein guter Mittelweg, der das Risiko einer Infektion drastisch senkt, den Präsenzunterricht aber immer noch am Laufen hält.

Aus diesen Gründen plädieren wir für ein schnelles Ende des Szenario 1 und möchten Sie entweder bitten zu Szenario 2 überzugehen, um den Unterricht der aktuellen Infektionslage anzupassen oder die Entscheidung den einzelnen Kreisen oder Schulen zu übertragen. So könnten die Maßnahmen und Einschränkungen individueller an das regionale Infektionsgeschehen angepasst werden, ohne unnötige Einschränkungen zu beschließen.

Wir bitten Sie unsere Argumente in Ihrer Entscheidungsfindung mit einzubeziehen.

 

Hochachtungsvoll

Die Schülervertretung des Gymnasiums Nieder-Olm

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